Peter Handkes Verlage

Für Peter Handke spielen fünf Verlage eine Rolle: Die meisten seiner Bücher sind bei Suhrkamp, Residenz oder Jung und Jung erschienen. Der Hanser Verlag veröffentlichte Übersetzungen Handkes, vor allem aus dem Französischen, etwa von René Char oder Patrick Modiano. Der von einem Autorenkollektiv 1969 gegründete Verlag der Autoren in Frankfurt war kurzfristig (1969-1975) für die Aufführung von Handkes Theaterstücken und Filmen verantwortlich, druckte aber keine Bücher. Genannt werden muss auch die von Alfred Kolleritsch herausgegebene Literaturzeitschrift manuskripte, in der nicht nur die ersten Texte Handkes erschienen sind, sondern in der in Folge auch die meisten seiner Texte vorab publiziert wurden.

Die Peter Handke Ausstellung in Stift Griffen dokumentiert anhand von Briefen, Korrekturlisten, korrigierten Druckfahnen, Theaterskripten oder Drehbüchern die Beziehung und Arbeit des Autors mit seinen Verlegern und Lektoren. Alle Bücher werden zudem mit dem Umschlag der Erstausgabe gezeigt, sodass deutlich wird, bei welchem Verlag sie zuerst erschienen sind.

Logo des Suhrkamp Verlags

 

Suhrkamp Verlag

Peter Handkes Hauptverlag ist der von Peter Suhrkamp gegründete und von Siegfried Unseld übernommene, renommierte Suhrkamp Verlag, der heute seinen Sitz in Berlin hat. Bis 2010 befand sich der Verlag in Frankfurt am Main im legendären Suhrkamp-Haus in der Lindenstraße. Der Verlag gilt als Inbegriff der deutschsprachigen Nachkriegsliteratur und Geisteswissenschaft. – Peter Handke wurde 1965 von Suhrkamp entdeckt und ist diesem Verlag, in dem 1966 sein erster Roman "Die Hornissen" erschienen ist, bis heute treu geblieben. Ebenfalls 1966 hat der Verlag Handkes erstes Theaterstück "Publikumsbeschimpfung" an eine Frankfurter Bühne vermittelt – das Stück hat Handke und seinen Regisseur Claus Peymann über Nacht berühmt gemacht.

In verschiedenen kleinen Texten wie "Der Verleger wird gebraucht" oder "Zeit mit Siegfried Unseld (ohne Zeitwörter)" erinnert sich Peter Handke an seinen Verleger und Freund Siegfried Unseld, den er vor allem als einen wichtigen Leser beschreibt. Der umfangreiche Briefwechsel mit ihm ist 2012 erschienen. Der erste Brief von Unseld an den 23jährigen Peter Handke, wohnhaft in Altenmarkt 6, 9112 Griffen, datiert auf den 10. August 1965; er beginnt mit den Zeilen: "Sehr geehrter Herr Handke, ich freue mich, Ihnen mitteilen zu können, daß wir nach genauer Lektüre Ihres Manuskriptes uns entschieden haben, Ihre Arbeit in den Suhrkamp Verlag zu übernehmen." (Der Brief wird in der Ausstellung in Stift Griffen gezeigt.) – Mit einem Brief von Handke an Unseld vom 18. April 2002 endet der Briefwechsel: "Lieber Siegfried, Du bist der Verleger, und also bist Du es, dem ich das beiliegende Stück 'Untertagblues', entstanden zwischen Dezember und jetzt, schicke. Ich wünsche Dir ein gutes Lesen." Nach dem Tod von Siegfried Unseld 2002 übernahm seine Witwe Ulla Unseld-Berkéwicz die Leitung. Sie übersiedelte 2010 den Verlag nach Berlin.

Handkes Lektoren im Suhrkamp Verlag waren Chris Bezzel, Urs Widmer, Thomas Beckermann und Elisabeth Borchers; seit 1980 wird er jedoch mit einer nur kleinen Unterbrechung durch Thorsten Ahrend vom Lektor Raimund Fellinger betreut. Die Theaterstücke wurden vom Suhrkamp Theaterverlag an die Bühnen vermittelt. Hier sind vor allem Karlheinz Braun (später Leiter des Verlags der Autoren), Rudolf Rach (später Leiter von L’Arche Edition), Rainer Weiss (später Leiter von Weissbooks) oder Hans-Jürgen Drescher zu nennen. Seit 1990 schreibt Peter Handke seine Bücher mit der Hand; deshalb ist auch noch Gudrun Weidner zu erwähnen, die bis dato seine Manuskripte abtippt.

Links: Verlagsgeschichte; Peter Handke Sonderseite; Peter Handke Kosmos; Handkes Bücher

Logo des Residenz Verlags - © Residenz Verlag

 

Residenz Verlag

Neben Suhrkamp spielte für Peter Handke ein zweiter Verlag 33 Jahre lang eine wichtige Rolle – der von Wolfgang Schaffler gegründete Salzburger Residenz Verlag, der sich besonders um österreichische Autoren bemühte. Handke lernte Schaffler und seine Frau Gudrun bei einer Veranstaltung in Salzburg kennen. 1967 erschien sein erstes Buch bei Residenz – der Sammelband "Begrüßung des Aufsichtsrats" mit den frühen Kurzprosatexten. In Folge veröffentlichte Handke dort unter anderem "Wunschloses Unglück" (1972) oder alle seine Journale. Die Publikationen bei Residenz sorgten allerdings immer wieder für Konflikte zwischen Handke und Siegfried Unseld. Nach Wolfgang Schafflers Tod 1989 übernahm Jochen Jung die Leitung des Verlags. Er war seit 1977 Lektor von Handkes Büchern. Zuvor war Gertrud Frank für Handke zuständig; von ihr soll die Titelidee "Wunschloses Unglück" stammen. 

Links: Verlagsgeschichte

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Jung und Jung Verlag

Im Millenniumsjahr 2000 gründete Jochen Jung in Salzburg den Jung und Jung Verlag und nahm einige befreundete Autoren von Residenz zu sich mit. Der Verlag ist seither Peter Handkes österreichischer Zweitverlag. Bei Jung und Jung erscheinen alle neuen Journale sowie kleinere Texte und Übersetzungen Handkes. Der Verlag hat auch das Katalogbuch der Ausstellung in seinem Programm. Die Werkschau in Stift Griffen zeigt Briefe von Peter Handke an Jochen Jung oder Werkmaterialien und Druckfahnen, der von Jung bei Residenz oder im eigenen Verlag lektorierten Bücher.

Links: Peter Handkes Bücher


Literatur

  • Peter Handke / Alfred Kolleritsch: Schönheit ist die erste Bürgerpflicht. Salzburg / Wien: Jung und Jung 2006.
  • Peter Handke / Siegfried Unseld: Der Briefwechsel. Hg. v. Raimund Fellinger und Katharina Pektor. Berlin: Suhrkamp 2012.
  • Peter Handke: "Der Verleger wird gebraucht". In: Ders.: Meine Ortstafeln. Meine Zeittafeln 1967-2007. Frankfurt: Suhrkamp 2007, S. 421.
  • Peter Handke: "Zeit mit Siegfried Unseld (ohne Zeitwörter)". In: Ders.: Meine Ortstafeln. Meine Zeittafeln 1967-2007. Frankfurt: Suhrkamp 2007, S. 422-424.
  • Peter Handke: "Vom Singular und vom Plural". Rede zur Verleihung des Siegfried-Unseld-Preises am 28. September 2004 im Holzhausenpark. In: Ders.: Meine Ortstafeln. Meine Zeittafeln 1967-2007. Frankfurt: Suhrkamp 2007, S. 425-430.
  • Peter Handke: "Über Wolfgang Schaffler". In: Graf-Wintersberger, Astrid / Eisenhuber, Günther (Hg.): Von Buch zu Buch. 50 Jahre Residenz Verlag. St. Pölten/Salzburg: Residenz Verlag 2006, S. 54.