Einzigartiges Museum
Stift Griffen beherbergt nicht nur eine große Ausstellung zu Leben und Werk des in Altenmarkt/Griffen geborenen Schriftstellers Peter Handke, sondern ist zugleich selbst ein wesentliches Exponat. Seit dem ersten Roman "Die Hornissen" (1966) kehrt Handke zu den Orten seiner Herkunftsgegend, seiner Kindheit zurück – zu Stift Griffen, zum Grafenbach mit seiner Schlucht, zu den Feldern und dem Dorfgebiet von Altenmarkt, zur Saualm, dem Griffner See und nicht zuletzt zum Ort Griffen mit dem Schlossberg, der Burgruine oder der Tropfsteinhöhle. Als immer wiederkehrende Schauplätze seiner Literatur bilden sie das erweiterte Gelände der Ausstellung. Die Schau möchte anregen, Peter Handkes Werk vor dem Hintergrund dieser Orte neu zu entdecken oder umkehrt, mit seiner Literatur diese Orte neu zu erkunden.
Acht Stationen
Die Präsentation besteht aus acht Stationen, die sich jeweils verschiedenen Themen widmen: (1) der Familie Peter Handkes, die in seinem Werk eine wichtige Rolle spielt, sowie seiner Kindheit und Jugend in Griffen, Berlin oder dem Internat Tanzenberg mit seinen ersten literarischen Schreibversuchen; (2) dem Herkunfts- und Kindheitsort Griffen mit den Ortschaften Altenmarkt und Stift Griffen; (3) allen Werken von 1966 bis 2016, wobei die Notizbücher und Journale, Handkes Arbeitsweise sowie die Arbeiten für Theater und Film hervorgehoben sind. Die Ausstellung befasst sich außerdem (4) mit Slowenien – Handkes Vorfahren zählen zu den Kärntner Slowenen – und (5) dem Reisen: nicht nur die Herkunftsorte spielen im Werk eine Rolle, sondern auch Wohnorte und Reisestationen in Deutschland, Frankreich, Amerika, Slowenien, Spanien oder Serbien … eine Tafel veranschaulicht Handkes „Erforschung“ der Welt. Die Themen (6) Lesen, (7) Übersetzen und (8) der von Handke mit Freunden gegründete Petrarca-Preis zeigen Handke als Leser, Entdecker, Übersetzer und Förderer anderer Autoren. Lesen ist Voraussetzung für das eigene Schreiben und ermöglicht die Gemeinschaft mit Wahlverwandten – den anderen Autoren und ihren Helden. Ein Bücherboard präsentiert alle von Handke veröffentlichten Bücher auf einen Blick.
Was ist in den Stationen zu sehen
Die Stationen zeigen Fotos aus Handkes Kindheit und Jugend, Lebensdokumente, vor allem aber Werkmaterialien – Notizbücher, für Recherchen angefertigte Fotos, Typoskript- und Bleistiftmanuskriptblätter, Briefe oder Druckfahnen. Etliche der insgesamt 335 Exponate, die zusammen Handkes Leben und Arbeit dokumentieren, werden erstmals der Öffentlichkeit vorgestellt. Sie wurden aus öffentlichen und privaten Archiven in Österreich, Deutschland oder auch Frankreich zusammengetragen. Jede thematische Station ist mit kurzen erklärenden Texten versehen oder mit mit den wichtigsten Lebensdaten Handkes als Zeittafel. Alle Stationen zusammen vermitteln ein Bild von Handkes enormer künstlerischer Vielseitigkeit und Neuerungslust, aber auch der Kontinuitäten in seinem Werk.
Recherchen zu Werk, Familie und Ort
Die Darstellung und Beschreibung der Materialien basiert auf der aktuellen wissenschaftlichen Handke-Forschung, auf eingehenden Recherchen und Gesprächen mit Handkes Verwandten, Freunden und Wegbegleitern, mit Zeitzeugen und Ortskundigen. Die Ausstellung zeigt einen eigens recherchierten Stammbaum der Familie und eine Landkarte mit den in seinen Werken erwähnten Ortsteilen von Griffen, die sich in den letzten 50 Jahren teilweise stark verändert haben oder bereits verschwunden sind.
Initiative
Die Publikumsausstellung zu Leben und Werk Peter Handkes geht auf eine Initiative der Marktgemeinde Griffen und des Verschönerungsvereins Markt Griffen zurück. Sie wurde mit der Unterstützung des Landeskulturreferats Kärnten realisiert und ist seit 2018 dauerhaft in den ehemaligen Klosterräumen von Stift Griffen bei freiem Eintritt zu besichtigen. Ein reich bebilderter Katalog dokumentiert die Ausstellung und ergänzt sie durch kurze Beiträge von Handke-Experten.